Bergsteigen in den Allgäuer Alpen

19.05. – 21.05.2018

6.00 Uhr morgens, Treffpunkt. Alle noch etwas müde, standen wir bereit, um mit Wanderrucksäcken in Richtung Allgäu loszubrausen; insgesamt 9 Leute in einem kleinen Bus. Und dann ging es auch schon los. Circa 4 Stunden waren wir unterwegs, konnten dem Pfingststau allerdings weitgehend ausweichen.

Um 10 Uhr war es dann so weit: die ersten verschneiten Gipfel waren in der Ferne auszumachen und um halb elf hatten wir dann auch endlich die Otto-Schwegler-Hütte des DAV gefunden, in der wir zwei Nächte übernachten wollten.

Alle Rucksäcke ausgeladen, ging es dann auch gleich los zur ersten Wanderung – es hatten ja schließlich alle auf der Fahrt genug Zeit zum Schlafen gehabt. Am Anfang war die Stimmung noch sehr fröhlich und voller Erwartungen auf die nächsten drei Tage. Die Sonne schien und bei der ersten Steigung kamen wir bereits ein wenig ins Schwitzen. Doch der gleich darauf einsetzende Nieselregen kühlte uns zwar etwas ab, bedeckte jedoch die positive Stimmung wieder ein wenig, was uns allerdings nicht davon abhalten konnte, durch den Matsch in Richtung des ersten Gipfelkreuzes zu stapfen.

Auf dem Weg dorthin kamen wir durch verwunschene Wäldchen mit kleinen plätschernden Bächen und an laut bimmelnden und muhenden Kuhherden vorbei, bis hin zum letzten Rest Schnee, der sehr viel Begeisterung auslöste. Auf dem Bergrücken ging es schließlich weiter, mit einer wunderschönen Aussicht auf die angrenzenden Täler mit ihren malerischen Wiesen und Weiden, kleinen Hütten und Flüssen, abgegrenzt durch Wälder, umhüllt von Nebelbänken, die alle Steigungen und Anstrengungen beinahe sofort wieder wett machte. Oben auf dem ersten Gipfel des Rangiswangerhornes angekommen, war es doch recht frisch und windig und das Gipfelbuch bekam einen hübschen Eintrag von uns: „Nett hier, aber wart ihr schon mal in der Pfalz?“ – Sebastian Zwick.

Kurz darauf gaben uns Brot, Käse und Äpfel die benötigte Energie, um einen weiteren Gipfel (Ofterschwanger Horn) zu besteigen und danach den Abstieg zu wagen.

Somit war dann auch schon unsere erste Wanderung abgeschlossen und nass, erschöpft und dennoch glücklich kehrten wir in unsere Hütte zurück und begutachteten das Haus und unser Bettenlager, das wir noch mit einer anderen Gruppe von Jugendlichen teilten, bei einer kleinen Führung.

Um 16 Uhr lagen bereits die ersten in ihren Betten, doch dieser gemütliche Platz musste  für das Essen, das zubereitet werden wollte, geräumt werden. Das einfache Essen aus Reis und Gemüse, das mit viel Liebe zubereitet worden war, schmeckte nach diesem ereignisreichen Tag besser als jedes Sterne-Restaurant-Gericht. Nach einer längeren Diskussion, ob es zu leisten wäre am nächsten Morgen bereits um 5 Uhr (!) aufzustehen, um vor dem angekündigten Gewitter den Steineberg zu erklimmen und von dort aus über den Grat bis zum Stuiben zu gelangen, gelang es Katrin, Teresa und Sina uns trotz des viel zu frühen Aufstehens für diese angeblich wunderschöne Tour zu begeistern.

Nach einiger gemeinsam verbrachter Zeit, ob beim Zöpfe flechten oder bei einigen Runden Rommé und Uno, waren alle müde und wir gingen nach und nach ins Bett, um fit für die große Tour am nächsten Tag zu sein. Diese Nacht war nicht für alle sehr erholsam, da unsere Zimmergenossen noch sehr spät in der Nacht ins Zimmer kamen und dabei (und auch danach) nicht gerade leise waren.

Trotzdem klingelte der Wecker am nächsten Morgen erbarmungslos um 5 Uhr. Erstaunlicherweise waren alle, bis auf einen Fall, der sehr schwer wachzurütteln war, ziemlich schnell auf den Beinen und fanden sich zum kleinen Müsli-Frühstück im Aufenthaltsraum ein. Noch einmal wurde die Tour durchgesprochen und die letzten Ermahnungen zur Vorsicht auf dem Grat wurden erteilt.

Nachdem alle Vorräte, Seile, Sicherheitsgurte und Biwaksäcke auf die Rucksäcke verteilt waren, liefen wir quer durchs Tal los. Während der Großteil dieses kleinen Dorfes wohl noch schlief, waren wir schon im Wald angekommen und begannen den Aufstieg von den geschätzten 800 – 900 Höhenmetern (wie sich am Ende herausstellte waren es doch mehr). Der Boden war teilweise vom Regen noch sehr matschig und so stapften wir durch den erwachenden Wald. Als wir die letzte Straße für viele Stunden hinter uns gelassen hatten, kamen wir zu einem Weg, der uns durch eine wunderschöne, vollkommen gelb blühende Wiese mit einer furchtbar windschiefen Hütte führte. Dieser Pfad war recht steil und so würde es auch noch einige Zeit weiter gehen. So waren die ersten Stunden anstrengend und Kräfte und Geduld zehrend. Auch weil der Gipfel des Steineberg nach einiger Zeit in Sicht kam, jedoch kaum näher zukommen schien. Aber auch diese Anstrengungen wurden durch eine tolle Aussicht ins Tal und auf die umliegenden Berggipfel, die von Wolken umhangen waren, belohnt.

Irgendwann erreichten wir einen kleinen Wald. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon ziemlich hoch gekommen und zu unserer einen Seite fiel der Hang steil ab. Die Freude war groß, als auch der Weg nach unten verlief; doch diese Höhe mussten wir gleich danach wieder ausgleichen, um die letzte Etappe vor einer 17 Meter langen Leiter, die uns vor dem ersten Gipfel erwartete, zu bewältigen. An den letzten Serpentinen vor der Leiter angekommen, hatten wir das Vergnügen, durch ein Schneefeld zu stapfen. Endlich: die Leiter war erreicht. Fabi wagte als erster den Aufstieg und sicherte alle darauf folgenden mit Seil und Gurt.

Als wir alle oben heil angekommen waren, begegnete uns einer der ersten Menschen, an diesem Tag und wir mussten ihn sogleich dazu überreden, ein Gruppenbild von uns zu machen. Bei der Besprechung, wie es weiter gehen sollte, ob zurück, oder weiter über den Grat, kam die entschiedene Meinung von Janne: „Wenn ma schunn mol owwe sinn, dann gema a noch iwwer de Grad!“ Gesagt, getan! Nach einem Apfel zur Stärkung ging es also weiter. Rechts von uns der Felshang und ein unberührtes Tal, links von uns ebenfalls ein steiler Hang mit Wiese und den schönsten Alpenblumen auf dem Weg. Hier mussten selbst unsere Früh-Aufsteh-Gegner gestehen, dass die Idee, noch trocken über den Grat zu kommen, sich alle mal gelohnt hatte. Wir hatten schönsten Sonnenschein und es war weder zu kalt, noch zu warm. Wir kamen an kleineren Felsen vorbei, über die wir klettern mussten, und durch ein kleines Tal, das ebenfalls von einer Mischung aus Eis und Schnee bedeckt war. Hier ließ die Aufmerksamkeit der meisten etwas nach und wir rutschten eher, als dass wir liefen über die Eisdecke und durch das kleine Bächlein, das sich aus dem Schmelzwasser gebildet hatte.

Weiter ging es auf schmalen Pfaden über die Bergrücken. Wir kamen noch an weiteren Schneefeldern vorüber. Eines hing wie angeklebt am Hang. Der Weg führte quer darüber. Am Rand war das Feld unterhöhlt und zerklüftet. Die bereits eingetretenen Stapfen erleichterten zwar das Erklimmen des Hangs, dennoch rutschte plötzlich einer von uns aus und verlor beinahe den Halt. Gerade noch mit einem Bein am Rand hängen geblieben und in das steile, tief unter uns liegende Tal hinab gesehen, kamen alle noch einmal mit einem Schrecken davon.

Zur letzten Etappe vor dem Gipfelkreuz kamen wir noch an einer Felswand vorbei, in der es nur äußerst schmale „Pfade“ gab, die allerdings durch ein Metallseil etwas gesichert war. Endlich auf dem Gipfel angekommen, galt es zur Stärkung und zur Erleichterung der Rucksäcke unsere Vorräte aufzubrauchen. Nachdem auch ein Vogel, ein aufdringlicher Star, satt gefüttert wurde und sich alle genügend ausgeruht hatten, beschlossen wir auch noch den gegenüberliegenden Berggipfel zu besteigen, da an diesem Tag ja noch nicht genügend Höhenmeter gemacht worden waren.

Als auch diese Hürde geschafft war, gingen wir ein paar hundert Meter wieder zurück und machten uns an die erhoffte Erleichterung durch den Abstieg. Leider stellte sich heraus, dass auch nicht jedes Gefälle unbedingt etwas Gutes verheißt. Unser Marsch wurde durch rollende Steine und ein Wasserrinnsal erschwert. Wir konzentrierten uns auf jeden Tritt, um nicht wegen der Steine hinzufallen. Die gleiche Steigung, die wir vorher hoch gingen, mussten wir nun wieder in steilem Gefälle hinab. Und der Weg zog sich endlos. Währenddessen wurde gemurrt, dass die schöne Aussicht von vorhin, die das frühe Aufstehen ausgeglichen hatte, jetzt durch diesen Weg wieder zunichte gemacht wurde. Doch auch Jannis fand sein „Highlight“, wie er sagte, als uns ein umgefallener Baum den Weg versperrte und wir einen steilen, sehr matschigen Hang hinunter rutschen mussten, ohne dass es einen guten Halt gegeben hätte.

Nach längerer Zeit hatten wir jedoch auch diesen Weg hinter uns gelassen und liefen durch frisch aufblühende und im hellsten Grün wachsende Wälder. Beinahe so schön wie in der Pfalz… aber nur beinahe. Als wir die Zivilisation wieder erreicht hatten und auf den harten Asphaltstraßen liefen, bekam Tara auch noch ihre Gelegenheit, endlich eine Kuh zu streicheln. Und dann auch noch zwei Kälbchen.

Später mussten wir dann über den „Canyonweg“ in Richtung Hütte laufen. Sina drängte zur Eile, denn sie wollte noch vor dem Gewitter zurück sein. Doch als die langsamere Gruppe Sinas Gruppe eingeholt hatte, fing es an in Strömen zu gießen. Und wir standen mitten auf einer Kuhweide, inmitten von Kühen, die uns nicht vorbei lassen wollten. In Minutenschnelle waren alle trotz regendichter Kleidung total durchnässt. Auch wenn es bis zur Hütte nicht mehr weit war, waren wir alle klatschnass, als wir dort ankamen.

Wir hängten alles zum Trocknen auf und ruhten uns ein wenig aus. Es war noch früher Nachmittag und dank Sebastians GPS-Gerät konnten wir genau sehen, wie viel wir gewandert waren. Insgesamt waren wir ca. 9 Stunden unterwegs. Dabei hatten wir eine Strecke von 20 km und ganze 1420 Höhenmeter zurück gelegt. Diese Erkenntnis war zu viel für manche und so lagen einige schon nach dem mit Gesprächen verbrachten Nachmittag und dem Abendessen, sehr schnell in ihren Betten.

Auch zum Planen des nächsten Tages konnten nur wenige überredet werden und so beschlossen wir, am nächsten (und bereits dem letzten) Tag einen Ausflug an den Alpsee, ganz in der Nähe, auf unserem Weg nach Hause, zu machen. Die meisten waren schon um 21 Uhr im Bett und schliefen ganze, gut verdiente 10 Stunden lang, um morgens ausgeschlafen aufzustehen, zu frühstücken und zu helfen, die Hütte zu putzen.

Noch vormittags saßen wir im Bus in Richtung der kleinen Abkühlung in Form des Sees. Nachdem Katrin und Teresa doch das Navi eingeschaltet hatten, fanden wir auch den Weg dorthin. Was allerdings noch lange nicht heißt, dass wir bald am erhofften See standen. Die Sonne schien warm auf uns herab und wir liefen einen Rundweg am See entlang, konnten ihn allerdings immer nur durch Schilf oder Zäune hindurch betrachten.

Bevor wir halb um den großen See herum gelaufen waren, siegte doch die Macht der Technik und Teresa googelte, wo wir ein wenig unsere Füße in den See hängen und die Slackline aufspannen konnten. So liefen wir den gesamten Weg wieder zurück, um an dem Punkt, an dem wir losgelaufen waren, eine Möglichkeit an den See zu gelangen, zu finden. Sogar mit einer schönen Liegewiese.

Wir ließen dieses schöne verlängerte Wochenende also beim Essen, Planschen, Slacklinen und menschlichen Pyramiden Bauen und einigen akrobatischen Kunststücken ausklingen und schlossen es mit zwei Kugeln Eis pro Person gelungen ab.

(Wie immer) Nass, aber wie man, denke ich, das Fazit ziehen kann, trotz des frühen Aufstehens und der langen Tour, zufrieden glücklich und durchaus stolz auf die Leistungen, die wir erbracht hatten, stiegen wir in den Bus und verließen, vielleicht etwas wehmütig, die Berge. Auch diese Fahrt verlief ohne Stau und so waren wir früher als geplant wieder zurück in Landau.

Als Schlusssatz wäre zu sagen, dass alle wohlauf, in einzelnen Fällen mit einer leichten Erkältung, zu Hause ankamen. Und es wurde beschlossen, dass dieser ersten Tour ins Allgäu durchaus noch weitere folgen könnten!

 

Lucia Weller