Hochtour Stubaier Alpen, 16.07.-21.07.2017

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Teilnehmer:

Steffie Frey, Barbara Merdian, Christian Funk, Hermann Riedel, Judith & Georg & Daniel Glaser, Kurt Doppler, Harry Haber, Heino

Tourenführung:

Harald Winter, Gerhard Werling

Tag 1: Grawaalm → Sulzenauhütte (2193 m) (inkl. gr. & kl. Trögler)

Nach einer langwierigen, aber zweckdienlichen Anfahrt, kommen wir endlich auf der Grawaalm an. Mein persönlicher Startschuss für die diesjährige Alpensaison ist gefallen. Die Vorfreude darauf war bereits ins Unermessliche gestiegen, da das enthusiastische Vorjahr bereits ausreichend Grund dafür lieferte.

Nach kurzer Orientierungsübung, mittels Karte & Uhr, beginnt das erste Drittel, des Aufstieges zur Sulzenauhütte. Dies ist im Verhältnis eher unspektakulär geprägt und erinnert vom Gelände stark an eine Pfälzer Wald Wanderung.

Danach geht es weiter auf einer weitestgehend flachen Alm, an deren Ende uns ein idyllischer Wasserfall überrascht. Nun steht dem finalen Schlussanstieg auf die Sulzenauhütte, der sich über einen klassischen Steig erstreckt, nichts mehr im Wege.

Nachdem meine Eltern & meine Wenigkeit, uns entschieden hatten, einen Tag früher anzureisen, hatten wir unter anderem am Tag „0“ die Ehre, bereits den großen & kleinen Trögler zu besteigen. Wir nutzen dies als eine Art Akklimatisierung.

Tag 2: Sulzenauhütte (2193 m) → Wilder Freiger (3418 m) → Müllerhütte (3145 m)

Der erste „richtige“ Hochtourentag beginnt heute bereits um 07:00 Uhr.

Nach einem reichhaltigen Frühstück, starten wir unsere heutige Tour.

Zuerst geht es über einen recht flachen Steig in Richtung Seescharte. Zwischenzeitlich können wir einen wunderschönen Gletschersee bestaunen, der im morgenlichen Schattenspiel der Alpen wunderschön zur Geltung kam.

Nach ca. 1,5 h wandelt sich der grüne Steig, der sich stetig versteilert, in eine sehr spaßige Blockwanderung, bei der es ab und an schwer ist, den richtigen Pfad zu finden.

Nach Überwinden dieses Geländes, stehen wir nun, ca. 2h nach Aufbruch, auf der Seescharte und machen unsere erste Rast.

Der Ausblick auf die umliegenden Berge ist unbeschreiblich.

Es folgt eine weitere Blockwanderung unterhalb des Gamsspitzls, welche sich mehr und mehr in eine recht steile Gratwanderung wandelt.

Am Gletscher angekommen wird es nun richtig interessant. Wir dürfen unsere Gletscherausrüstung anlegen und den ersten Schnee des Tages berühren.

Nach Bildung zweier Seilschaften überqueren wir den Grüblferner bis hin zur Signalspitze (3392 m).

Hier errichten wir ein Rucksackdepot und besteigen über einen technisch leichten Grat unseren ersten Gipfel, den Wilden Freiger (3418 m).

Hier war es nun wieder, das überwältigende Gefühl auf einem 3000er Gipfel der Alpen zu stehen, ein Gefühl, was fast alles andere auf Erden nichtig macht.

Im Anschluss führt uns eine interessante Gratwanderung, hinunter zum Übeltalferner, wo der ein oder andere noch ein paar spaßige Rutschübungen im steilen Gletschergelände unternehmen darf.

Schlussendlich trennt uns nur noch eine knappe Stunde Gletscherwanderung von unserem heutigen Etappenziel, der Müllerhütte (3145 m)

Tag 3: Sonnklarspitze (3467 m)

Heute steht nun endlich der erste richtige „Klettertag“ auf der Agenda, weswegen meine Aufregung an diesem Morgen kaum mehr auszuhalten war.

Nach einer kurzen Gletscherwanderung, erreichen wir den Ostgrat der Sonnklarspitze (3467 m).

Hier steht mir bereits ein breites Grinsen im Gesicht, da ich weiß, dass gleich geklettert wird. In einem technisch einfachen, aber sehr abwechslungsreichen 2er Klettergelände steigen wir empor. Ab und an wird die Kletterei durch Firne unterbrochen, weswegen es auch die bessere Entscheidung war, die Steigeisen anzubehalten.

Oben angekommen werden wir direkt von der schönsten Seite der Alpen angelacht, denn die Wetterverhältnisse könnten nicht besser sein. Natürlich muss ich dies mehrmals in meinem persönlichen Bilderarchiv festhalten, da es nach einer solchen Tour zu Hause immer viel zu erzählen gibt. Nach Erklärungen von Gerhard über die umliegenden Alpengipfel, die dank des herausragenden Wetters alle bestaunt und bewundert werden konnten, steht dem Abstieg über selbigem Rückweg (Ostgrat) nichts mehr im Wege.

Zum abendlichen Mahl auf der Hütte wird viel über die heutigen neuen Erfahrungen rezensiert.

Tag 4: Müllerhütte (3145 m) → Wilder Pfaff (3465 m) → Zuckerhütl (3505 m) → Hildesheimer Hütte (2899 m)

Der heutige vierte Tag startet mit einer sehr bedauerlichen Nachricht.

Mein Vater Georg wurde über Nacht leider sehr stark höhenkrank, weswegen er bedauerlicherweise gezwungen ist diese Hochtour (in Bekleidung meiner Mutter) abzubrechen und mit dem Helikopter ins Tal zu fliegen.

Nach diesem Schock, der ein wenig Unruhe in die Gruppe bringt, und den Aufbruch etwas verzögert, starten wir nichtsdestotrotz unsere heutige Wanderung, welche uns u.a. auf zwei wunderschöne 3000er Gipfel führt.

Das Wetter ist uns an diesem Morgen, wie bereits am Vortag, wohlgesonnen.

In den üblichen zwei Seilschaften erstreckt sich der erste Teil erneut über Übeltalferner in Richtung Ostgrat des Wilden Pfaffs.

Dort angekommen erwartet uns das erste Tageshighlight, der Aufstieg in 2er Felskletterei, über den Ostgrat, auf den 3456 m gelegenen Gipfel des wilden Pfaffes.

Ich komme in Hinblick der unbezahlbaren Aussicht, aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Zudem wirkt der gesteigerte Anspruch sehr erfrischend.

An der Spitze angekommen, wird natürlich fleißig Bildmaterial gesammelt und zugleich auf Seilschaft Nr. 2 gewartet, welche von Gerhard angeführt wird.

Nach dem Abstieg in den Pfaffensattel (3332 m) steht dem Erklimmen des Zuckerhütls nichts mehr im Wege.

Bis hierhin dachte ich, dass der Ostgrat der wilden Pfaffes kaum mehr zu überbieten war, doch wurde ich eines besseren belehrt. Die Felskletterei (II) auf das Zuckehütl legt doch noch mal eine Schippe drauf und ich war nach dem Erreichen des Gipfels (3505 m) derart emotional überwältigt, sodass dies mein persönliches Tourhighlight darstellt.

Nach dem Abstieg auf gleicher Route, bildeten wir unsere zwei Seilschaften und beginnen den Abstieg über den oberen Sulzenauferner hinab zum Pfaffenjoch.

In der Hälfte werden wir von einem Gewitter überrascht, weshalb wir auch einen Zahn zulegen müssen, um vom Eis zu kommen. Doch entpuppt sich die ganze Panikmache als harmlos, denn das Gewitter zieht nach kurzer Zeit an uns vorbei, und wir bekommen letzten Endes nur drei Tropfen ab.

Nun trennt uns nur noch eine kurze felsige Steigwanderung von der Hildesheimer Hütte.

Tag 5: Stubaier Wildspitze → Spaltenbergungsübungen

In Anbetracht des Wetterberichtes, sind die heutigen Aussichten eher gemäßigt. Der ortskundige Wirt der Hildesheimer Hütte empfiehlt uns u.a. die Stubaier Wildspitze in Angriff zu nehmen, was wir an dem Tag auch befolgten bzw. zumindest einmal begannen.

Doch mit zunehmenden Höhenmetern verschlechtert sich die Wetterlage.

Letzten Endes wird der Entschluss gefasst, wieder den Rückweg einzuschlagen und auf dem Gletscher noch ein paar Spaltenbergungsübungen zu machen.

Das war einerseits sehr interessant, da ich zum einen lernte, wie man eine Eis-Sanduhr baut und zum anderen, wie sogenannte Gletschermühlen entstehen.

Nach erfolgter Lektion, ging es zurück zur Hütte und der eher unspektakuläre Tag 5, der im Schatten des überragenden Vortages liegt, nimmt bei gewohnt leckerem Abendbrot sein Ende.

Tag 6: Hildesheimer Hütte (2899 m) → Eisjoch (3150 m) → Dresdner Hütte (2302 m) → Parkplatz (1533 m)

Nun steht nur noch der finale Abstieg bevor, der jedoch erst einmal mit ein paar positiven Höhenmetern (251 m) zum Eisjoch (3150 m) beginnt.

Dort angekommen geht es über einen nicht enden wollenden Zickzack-Steig zunächst zur Dresdner Hütte (2302 m), danach zum Parkplatz auf der Grawaalm.

Die diesjährige Hochtour Nr. 34 findet ein Ende, jedoch wie immer viel zu schnell.

Wieder einmal durfte ich Teilnehmer einer sehr gelungenen und spaßigen Hochtour sein.

Auch im zweiten Jahr meiner jungen Bergsteiger Karriere, habe ich viele neue positive Erfahrungen gesammelt, zum einen was die fortgeschrittene alpine Kletterei im zweier Gelände angeht, zum anderen sehr hilfreiche Rettungsübungen, die hoffentlich niemals nötig sein werden. Ich bedanke mich recht herzlich für die gelungene Führung von Harald Winter, als „Neuling“ und natürlich Gerhard Werling als „alter Hase“, der mir erneut sehr viel seiner alpinen Erfahrungen, wie bereits im Vorjahr näher bringen konnte.

Bericht: Daniel Glaser
Bilder: Harald Winter