Hochtour Äbeni Flue – 28.06.-02.07.23
Teilnehmer: Erika, Klaus, Maya, Sebastian
Tourenführer: Philipp Boos
Co-Tourenführer: Marvin Glogowsky
Unsere Hochtour durch das Berner Oberland startete morgens um halb acht am eindrucksvollen Oberaarstausee. Nach einem kurzen Ausrüstungscheck ging es über einen Pfad durch die wunderschöne Landschaft vorbei an wilden Orchideen zum Gletschertor des Oberaargletschers. Der Aufstieg zur Oberaarjochhütte stellte kein Problem dar, da wir bis kurz vor der Hütte angenehme Wetterbedingungen hatten und sich unsere zufällig zusammen gesetzte Gruppe auf Anhieb gut verstand. Nachdem wir unser Nachtlager bezogen und uns gestärkt hatten, ging es über Schutt- und Schneefelder, in die einige tiefer einsanken als andere, zum Gipfel des Hausberges der Hütte dem Oberaarhorn (3.629 m). Von dort hatten wir einen ausgezeichneten Blick auf das imposante Finsteraarhorn den höchsten Gipfel der Berner Alpen. Der Abstieg gestaltete sich als besonders schnell und unterhaltsam, weil uns das Gipfelschneefeld als Übungsplatz für Rutsch- und Bremsübungen diente (siehe QR-Code). Zurück an der Hütte angekommen nutzten wir die Zeit bis zum Abendessen, welches mit einem ausgezeichneten Wirsingeintopf begann, um uns auszuruhen und zu akklimatisieren.
Am nächsten Morgen ging es bereits um 4 Uhr los. Zuerst stieg unsere Gruppe über den Galmigletscher bis zum Fieschergletscher ab, bevor wir über den spaltenreichen Triftgletscher aufstiegen und den Ostgrat des Wannenhorns an einer flachen Stelle betraten. Durch die hohen Temperaturen an diesem Tag verwandelte sich der harte Firn jedoch schnell in Sulzschnee, weshalb der Aufstieg kräfteraubend war. Nach einer längeren Pause und der Einrichtung eines Gepäckdepots konnte der besonders erschöpfte Teilnehmer Sebastian überredet werden weiter mit zum Gipfel des Großen Wannenhorns (3.906 m) aufzusteigen. Als komplette Gruppe ging es dann über einen schneebedeckten zunächst breiten Grat bis kurz unter das Gipfelplateau. Leider waren ab diesem Zeitpunkt die Schneebedingungen so schlecht, dass wir ohne Gipfelerfolg abstiegen. Der Abstieg gestaltete sich allerdings schwieriger als von manchen Teilnehmern gedacht, da die Sonne unsere Aufstiegsspur bereits weggeschmolzen hatte und wir uns im Spaltengebiet neu orientieren mussten. Trotz nachlassender Kräfte konnten wir glücklicherweise vor Einsatz eines Gewitters die Finsteraarhornhütte erreichen und uns vor dem köstlichen Abendessen bestehend aus Kalbswürsten und Nudelauflauf ausruhen.
Der Übergang zur Konkordiahütte über die Grünhornlücke am darauffolgenden Tag begann gemütlich um 7 Uhr morgens bei leichtem Nieselregen, der allerdings im Laufe des Tages wieder aufhörte. Dieser Tag stand im Zeichen der Regeneration und der Spaltenbergung. Kurz vor dem Konkordiaplatz hatten wir die Möglichkeit auf einem Schneefeld die lose Rolle zu üben, bevor es über zahlreiche Stahltreppen zur Konkordiahütte hinauf ging. Auf der Hütte angekommen genossen einige Teilnehmer einen frisch gebrühten Kaffee aus einer kupferverzierten italienischen Espressomaschine und warteten einen kurzen Regenschauer ab. Danach ging es vor die Hütte um die Selbstrettung via Prusik und Gardaklemme zu üben, was jedoch in teilweise absurden Situationen endete. Dazu zählte, dass Maya diese Technik zum allerersten Mal anwendete und trotz Handicap, welches durch die Bauart der Hütte entstand, die Selbstrettung perfekt meisterte. Im Gegenzug dazu verwechselte der viel erfahrenere Klaus das Seil zum Hochprusiken mit dem Sicherungsseil und band sich falsch ein, während Sebastian durch eine abenteuerliche Konstruktion aus einem Tisch und größeren Steinen aus seiner Gardaklemme gerettet werden musste, die sich in seinen beiden Karabinern hoffnungslos verklemmt hatte.
Am nächsten Morgen ging es in völliger Dunkelheit abermals um 4 Uhr morgens los. Unsere Gruppe, begleitet durch langsam aufsteigenden Nebel, der die Berge in ein weißes Gewand hüllte, überquerte den Konkordiaplatz und den Großen Aletschfirn um zur Hollandiahütte zu gelangen. An der Hütte angekommen machten wir einen kurzen Boxenstopp, um direkt weiter zur Äbeni Flue (3.962 m) aufzusteigen und die perfekten Bedingungen des Tages voll ausnutzen zu können. Es ging zuerst über den harten Äbeni Flue Firn bis zum vereisten Fuß des Gipfels, den wir bei strahlendem Sonnenschein erklommen. Auf dem Gipfel wurden wir mit einer fantastischen Aussicht auf Jungfrau, Mönch und Eiger belohnt, bevor uns der eisige Wind auf dem Gipfel dazu ermunterte wieder abzusteigen. Der Abstieg zur Holandiahütte war anstrengender, da sich der Firn bereits in Sulzschnee verwandelt hatte und das gehen erschwerte. Trotzdem erreichte unsere Seilschaft um 12:40 Uhr die Hütte und konnte sich den Rest des Tages in uriger Atmosphäre regenerieren und die Tour Revue passieren lassen.
Der letzte Tag der Reise startete nach einem außergewöhnlichen Frühstück (es wurde Honigmelone und Salami gereicht) um 7 Uhr bei leichtem Regen mit dem Abstieg ins Lötschental, der anspruchsvoller als gedacht war. Besonders die Wegfindung durch die großartige aber moorähnliche Landschaft im Bereich des Gletschervorfeldes erwies sich als nicht ganz einfach. Schließlich erreichten wir jedoch alle gesund und munter gegen 11 Uhr die Fafleralp, beglückwünschten uns alle nochmal zu dieser gelungen Tour und traten die Heimreise an.
Sebastian Götze, 6.7.2023