Haute Route im Sommer, 19.06. – 22.06.2014

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– Haute Route: Panorama von A(rolla) bis Z(inal) –

Die Haute Route ist eine berühmte mehrtägige Skihochtour von Chamonix nach Zermatt. Wir beschlossen, ein prominentes Teilstück davon im Sommer als normale Hochtour zu gehen. Unser Weg führte uns (Gerhard, Hermann, Michael, Ralf, Lars, Bodo, Rainer und Jörg) am Anreisetag vom knapp 2000m hoch gelegenen Schweizer Bergdorf Arolla auf die Cabane de Bertol, eine spektakulär auf einem Felsgrat plazierte Berghütte des SAC auf gut 3300m Höhe. Der Aufstieg erwies sich wenig überraschend denn auch als anstrengend, besonders das schneebedeckte steile Schlußstück zum Sattel „Col de Bertol“ und die steilen Leitern, die den einzigen Zugang zur Hütte darstellen, erforderten eine starke Anstrengung. Da aber alle Teilnehmer hochmotiviert dabei waren, kamen wir gut auf der Cabane de Bertol an, die für sich allein schon eine echte Sehenswürdigkeit ist.

Am Folgetag stand der höchste Gipfel der Haute Route an, die 3710m hohe Tête Blanche. Obwohl dieser Gipfel auch im Sommer oft bestiegen wird, fanden wir noch keine Spur vor. Weil es früh am morgen noch neblig und dämmrig war, wir aber keine Zeit mit Herumsuchen verlieren wollten, liess ich mich anfangs vom GPS-Gerät zielgenau leiten. Bald aber wurde es klar und taghell, und von nun an stand uns ein sonniger, windarmer, nicht zu warmer Tag bevor, der perfekte äußere Bedingungen bot. Ruhigen Schrittes gingen wir in zwei Viererseilschaften über den welligen, sanft ansteigenden Glacier (Gletscher) du Mont Miné der Tête Blanche entgegen. Die Gipfelkuppe bot uns ein herausragendes Panorama auf die umliegenden Bergriesen der Walliser Alpen. Besonders interessant war der Blick auf die Rückseiten der nahegelegenen Viertausender Dent Blanche, Dent d’Herens und Matterhorn.

Der Abstieg führte uns jenseits des Berges über den Stockjigletscher und den Tiefmattengletscher hinab in Richtung Schönbielhütte, die zu Füßen der Dent d’Herens-Nordwand und des Matterhorn-Zmuttgrates, also in imposanter Lage, oberhalb einer Gletschermoräne des Zmuttgletschers liegt. Das Schlußstück über den Schutt und die steile Moräne hinauf zur Hütte war sehr lästig.

Am dritten Tag stand ein Teilstück der Haute-Route-Variante „Haute Route Imperial“ auf dem Programm, nämlich der Aufstieg zum Sattel „Col Durand“ (3443m) mit anschließendem Abstieg in den Mountetkessel, der von den Viertausendern Dent Blanche, Obergabelhorn, Zinalrothorn und Weißhorn eingerahmt wird. Wiederum hatten wir perfekte äußere Bedingungen, aber keine gelegte Spur. Beim Aufstieg zum Col Durand wurden im Steilgelände die Steigeisentechnik der Teilnehmer und die Fähigkeit, sich sicher in eis- bzw. schneebedecktem, abschüssigem Gelände zu bewegen, auf die Probe gestellt. Nach der Überschreitung des Col Durand galt es im Abstieg, nicht im Steilhang von oben in einen Bergschrund hineinzugleiten, sondern diesen zu übertreten. Es gelang allen. Auf dem weiteren Abstieg passierten wir die Cabane de Grand Mountet und überwanden mühsam wieder im steilen Schutt eine Moräne. Dann folgte zum Ausklang ein schöner Panoramasteig zur Cabane de Petit Mountet, die uns am Ende des dritten Tages der Tour auch eine Dusche bot.

Am vierten Tag stiegen wir auf dem Hüttenweg gemütlich und zufrieden ins Zinaltal ab und traten die Heimreise an.

Jörg Herzog