West-Verwall-Tour 5.-9.8.2023

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Tourenteilnehmer: Achim, Carina, Carolin, Christiane, Doro, Franz, Helga, Jürgen, Markus, Martin, Matthias, Nele, Oli, Peter, Thomas, Xenia

Tourenleitung: Steffi und Erni Haaks

Ein Grund, warum Steffi und Ernis Touren so beliebt sind, ist sicher, dass es immer eine A-Variante und eine B-Variante gibt – wobei A für ‚anspruchsvoll‘ und B für ‚besonders anspruchsvoll‘ steht. Nachmittags kommen die beiden Gruppen dann wieder auf der nächsten Hütte zusammen. Auch dieses Jahr hatten sich weit mehr Teilnehmer:innen angemeldet als möglich, und ich hatte das Glück, einen Platz als Nachrückerin zu ergattern. Weniger glücklich waren die Wetterbedingungen.

Samstag: Mit insgesamt 18 Personen (davon 10 Wiederholungstäter:innen) waren wir in der Frühe mit einem Karlsruher Stadtmobil und zwei Pkws gestartet und hatten kurz nach 10 Uhr den Arlberg-Pass erreicht, wo aufgrund des anhaltenden Regens die allgemeine Vermummung begann. Nachdem die Autos geparkt und die Fahrer zurück waren, ging es los Richtung Kaltenberg-Hütte (auf 2089m Höhe, auch ‚Reutlinger Hütte‘ genannt). Die Luft war dermaßen saturiert mit Niesel-Nebel-Regentropfen, dass zumindest ich persönlich an diesem ersten Tag keine Berge sah, nur schemenhafte Figuren in bunten Regen-Ponchos vor mir und ab und zu die Umrisse einer Kuh. Umso schöner war es, auf der Hütte anzukommen und einen gemütlichen Gastraum vorzufinden! Der Trockenraum hingegen ähnelte einer Tropfsteinhöhle, und konnte seine Funktion kaum erfüllen.

Sonntag: Die Wetter-Vorhersage machte uns wenig Hoffnung und sollte sich als richtig bzw. eher optimistisch erweisen, denn es waren zwei Stunden Sonnenschein für den folgenden Tag angesagt gewesen, auf die wir dann doch nicht ganz kamen. Immerhin konnten wir beim ersten Anstieg herrliche Blicke zurück auf die Hütte und die umliegende Berglandschaft genießen und ließen uns nie die Laune verderben – auch dank Steffis richtungsweisenden Ansagen: „So. Und kannst du das nun bitte noch mal positiver formulieren?“ Kleine Schneestürme mit winzigen spitzen Hagelkörnchen, die unsere Gesichter wie feine Nadelstiche trafen, ließen uns also im wahrsten Sinne des Wortes kalt. Und weiter ging es zur Konstanzer Hütte (1688 m), wo wir ausnahmsweise nicht im Lager, sondern in 3-4-Bett-Zimmern untergebracht waren. Es schüttete die ganze Nacht.

Montag: Am nächsten Morgen lag die Schneegrenze bei 1800m und wir starteten im Schneeregen. Bald waren wir in eine weiße Berglandschaft vorgedrungen und stapften durch teils fast kniehohen Neuschnee Richtung Heilbronner Hütte – ein völlig unerwartetes, aber besonderes Erlebnis. Auch die Kühe und Pferde auf den Weiden schienen erstaunt und drängten sich auf den Wegen. Für Gruppe B (die mit dem besonderen Anspruch: schneller, höher, weiter) vielleicht etwas enttäuschend, dass die B-Strecken angesichts der Wetterlage einfach zu gefährlich waren und alle die gleiche Strecke liefen, wenn auch in unterschiedlichem Tempo. Aber Sicherheit geht vor.

Dienstag: Beim Aufwachen wurden wir von strahlendem Sonnenschein und 5-6 cm Neuschnee auf der Außenbestuhlung begrüßt. Die nepalesischen Hüttenmitarbeiter waren fleißig dabei, die Terrasse mit Schneeschaufeln freizulegen. Was für ein Panorama! Frühgymnastik mit Nele auf 2320 m Höhe und die Aussicht auf einen Wandertag in gleißender Sonne durch eine weiße Wunderwelt – wir konnten unser Glück kaum fassen! Für diejenigen, die die Sonnenbrille zuhause vergessen hatten, gab es Fundbrillen von der Hütte. Von dem, was in den vergangenen Tagen alles auf dem Leib getragen worden war, verschwand vieles im Rucksack, und mach nackte Wade war zu sehen. Natürlich ließ die Sonne den Schnee im Laufe des Tages schmelzen und es wurde immer matschiger und rutschiger, so dass der Abstieg vom Muttenjoch (2620m) nicht ganz ohne war. Der Badesee neben der Friedrichshafener Hütte (2138m) sah verlockend aus, war es dann aber bei Temperaturen im einstelligen Bereich doch wieder nicht. Den letzten Hüttenabend verbrachten wir mit Gesang und Achims genialer Gitarren-Begleitung bis kurz vor der Bettruhe.

Mittwoch: Sollte jemand gehofft haben, trocken zum Ziel zu kommen – daraus wurde nichts. Auch der letzte Tag begann wieder mit Regen, der nur selten einmal nachließ oder kurzzeitig aussetzte, so wie beim Anstieg aufs Schafsbicheljoch (2636 m). Die Natur hatte ihre Aufnahmefähigkeit für all die Niederschläge der letzten Tage wohl erschöpft, Pfade wurden zu Rinnsalen und Spontan-Bergbächen. Die Hinterlassenschaften der Kühe taten das ihrige zum Glitschen bei. So eierten und schlitterten wir vom Joch zurück zur Konstanzer Hütte und von dort mit sichererem Tritt über die geschotterte Straße zur Bushaltestelle ‚Salzhütte‘. Mit dem kostenlosen Wander-Bus ging es nach St Anton, wo die Autos standen und es eine Gelegenheit zur Stärkung und zum Umziehen gab. Unsere Fahrer Erni, Markus, Oli und Nele brachten uns sicher und wohlbehalten nach Wörth zurück. Mir war Xenias Frage (bei nächtlichem Regengeprassel aufs Hüttendach über uns) im Ohr geblieben, zu der sie sich sogleich auch selbst die Antwort lieferte: „Warum tun wir uns das eigentlich an? – Um unsere Häuser und Wohnungen mit ihrem Komfort danach umso mehr schätzen zu können!“ Ich bin sicher, das taten wir alle am Abend. Diese zweite Verwall-Tour war auf jeden Fall ein Erlebnis, es entstand eine schöne Gemeinschaft, und vielleicht wird die Tour uns gerade wegen des Wetters noch besonders lange in Erinnerung bleiben. Vielen Dank an Steffi und Erni, die uns so kompetent vorbereitet und geführt und immer Mut zugesprochen haben!

Christiane Hermann, 11.08.2023