Mehrtagestour durchs Rätikon vom 02.08.2019- 07.08.2019

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Teilnehmer:
Barbara, Emil, Elke, Georg, Gottfried, Gösta, Stefan, Inge, Markus, Olaf, Heike, Hans- Werner, unser Chef Harald und ich Judith als Co- Tourenführer.

Tag 1:
In Vandans angekommen, machen wir uns gemeinsam zum Aufstieg bereit.

Alle Teilnehmer sind heiß auf die anstehende 6 tägige Tour durch den schönen Rätikon.

Gleich zu Beginn geht`s 1100 Höhenmeter rauf auf die Heinrich-Hueter Hütte, bei doch ziemlich schwülem Wetter geht es steil bergan. Auf halber Strecke macht uns der Wettergott einen Strich durch die Rechnung, denn es zieht ein Gewitter mit Starkregen auf, da kommt uns zum Glück die Rellser Kapelle als Unterstand gerade recht. Elke, Stefan, Heike, Hans- Werner, Harald, Markus, Barbara, Gösta und meine Wenigkeit passten gerade so rein. Inge, Emil, Gottfried, und Olaf hatten draußen einen Unterstand gefunden, während Georg der Gruppe vorausgeeilt ist, und schon fast auf der Hütte war.

Bei nachlassendem Regen spurten wir die letzten Höhenmeter zur Hütte rauf, denn Kaffee und noch warme Linzer Torte (auch das Bier) locken doch sehr.

Tag 2:
Nach einem guten Frühstück und mit trockener Kleidung machen wir uns auf den Weg zur Douglas Hütte. Nun war es an mir, die Gruppe als Co übers Saulajoch hoch zum 2517m hohen Saulakopf zu führen. Etwa 200 m unter dem Gipfel richten wir ein Rucksackdepot ein, um die schöne, leichte Kletterei hoch zum Gipfel besser genießen zu können. Natürlich haben wir unsere Gruppe noch im Gipfelbuch verewigt, die obligatorischen Gipfelfotos gemacht um uns dann wieder zum Abstieg hin zu unseren Rucksäcken zu machen.

Aufgepackt geht es nun auf einem schönen, langen und schmalem Pfad entlang des Berges mit grandioser Aussicht ins Tal, zu unserem zweiten Etappenziel hin zur, am Lüner See gelegenen, Douglass Hütte der bei unserer Ankunft durch die nun scheinende Sonne in einem wunderschönen Türkisblau leuchtet.

Nach einer kleinen Mittagspause mit leckerem Marillen Strudel und diversen Köstlichkeiten und noch reichlich Zeit für den 2414m hohen südlichen Schafgafall im Gepäck, macht sich ein Teil der Truppe auf den Weg zum Gipfel.

Gegen Abend vor dem Abendessen beziehen wir unsere Zimmer mit Seeblick und jeder richtet sich fürs wohlverdiente Essen noch etwas her.

Unsere sehr lustige Truppe geht recht schnell in die Annalen ein, alsbald wurden wir die Pfälzer Hasen genannt und mit Nummern versehen, so mancher Hase bestellte auch gerne mal eine Schwarzwälder Kirsch im Brotmantel, sehr zum Vergnügen von unserem Bergfreund und Konditormeister Olaf.

Tag 3:
Bei herrlichem Sonnenschein, und gut gestärkt, verabschieden wir uns vom Azur glänzenden Lüner See, der noch sehr oft und gerne als Fotomotiv herhalten muss.

Unser nächstes Ziel, ist die Carschinahütte in der Schweiz. Bei schönstem Wetter verspricht der Tag nur Gutes, und er hält sein Versprechen auch.

Entlang des Lüner Sees, der uns noch eine Weile begleitet und auch später nochmal auftaucht, geht es hoch durch eine Heidi-Landschaft, mit vielen grasenden Kühen, durch tolle abwechslungsreiche und saftige grüne Berghänge hin zum Verajoch.

Kurz vor dem Schweizertörlie, deponieren wir unsere Rucksäcke am Joch um die Kirchlispitzen auf 2552 m zu besteigen. Das macht jetzt mal so richtig Spaß und ist der Truppe auch anzumerken, denn das weiße Kalkgestein im Kontrast zum stahlblauen Himmel und dem Gleitschirmflieger über unseren Köpfen ergibt wohl das richtige Umfeld, um die 1er Kletterei zu einem wahren Genuss zu machen. Auf dem Gipfel angekommen werden wir mit einem noch schöneren Blick über die ganze Berggruppe des Rätikon dessen schroffem Gestein und darin eingebettet der im Sonnenlicht glänzende Lüner See, belohnt.

Zu unseren Rucksäcken zurückgekehrt, machen wir uns weiter auf den Weg durchs Schweizertörlie, vorbei an einer alten Zollhütte, entlang an mächtigen Felswänden. Beim Abstieg kommen uns ein paar Mountainbiker entgegen, die ihr Bike tatsächlich einige Höhenmeter den Berg hochtragen, Respekt. Auch die beiden Kletterer die gerade in eine 9er Tour einsteigen sind nicht zu verachten.

Die grandiose Landschaft, voller saftiger, bunter Blumenwiesen im Kontrast zu mächtigen grau leuchtenden Felsmassiven laden uns zu einer kleinen Rast ein, bevor wir die letzte Wegstrecke zur Carschinahütte in Angriff nehmen.

Auf dem schier nicht enden wollenden Weg, und gefühlten 100 Kurven, kommt die Hütte einfach nicht näher und der Ruf nach Radler, Bier und anderen Erfrischungsgetränken ist in der Truppe immer lauter zu hören. Endlich, die letzte Kurve, Hütte in Sicht. Unser Durst nach kalten Getränken ist vorerst gelöscht. Auf der Hütte gibt es übrigens den besten Schokikuchen.

Auf der urigen echten Bergsteigerhütte ohne Duschen “denn duschen, so haben wir auf der Tour gelernt, wird meistens total überbewertet“ lässt es sich auch ohne massive Körperhygiene gut aushalten. Es ist ein tolles Gefühl in den Sonnenuntergang zu sehen, und ein Teil einer so vielfältigen und betörenden Landschaft zu sein. Auf der einen Seite tiefgrüne und bewirtschaftete Almen, auf der anderen Seite die schroffen und mächtigen Kalkfelsen. Einfach klasse!

Tag 4:
Heute steht die 2817 m hohe Sulzfluh auf dem Plan. Ich walte meines Amtes und führe unsere Gruppe bis hin zu einem kleinen Schneefeld. Hier prüft Harald die Beschaffenheit des Schnees und führt die Gruppe rüber zum Einstieg, eines mit Stahlseil versicherten Steiges. Weiter hinauf geht es dann im Gänsemarsch ca. 500 hm über Geröll und Bruchgelände steil bergauf, bis zum Bergfuß. Das Wetter weiß heute auch nicht so recht was es will, Regen, Hagel, Sonnenschein und Wind, nur Schneefall hat noch gefehlt, dann hätten wir alle Wetterlagen durchgehabt. Nach dem wir kurz unter des Gipfel unsere Rücksäcke vor den immer wiederkehrenden Wetterwechseln wetterfest verstaut hatten geht es, nun eigentlich nicht mehr so steil, hoch zum Gipfel. Die Sonne schaut dann auch noch kurz bei uns vorbei, die Gelegenheit für ein paar Fotos am Gipfelkreuz. Das Wetter zwingt uns dann aber recht schnell über ein Felsplateau, das von einem Gletscher glattgeschliffen ist, weiter runter zur Tilisunahütte abzusteigen, wo wir uns von den Wetterphänomenen erholen und die gute Küche genießen. Frisch gestärkt geht`s weiter Richtung Lindauer Hütte, unser letztes Domizil der Tour. Wir müssen noch einige Höhenmeter hoch zum Bilkengrat. Der Weg dahin, durch die Schwarze Scharte entpuppt sich dabei als landschaftlich und wandertechnisch schönes Stück Weg.

Nach der Querung der Schwarzen Scharte wandern wir nun ca. 2 Stunden auf einem technisch anspruchsvollen und konditionsfordernden Weg hinab ins Tal, der Weitblick in die herrliche Berglandschaft und nach unten ins Tal entschädigt uns jedoch großzügig für unsere Strapazen. Am Talfuß angekommen, treffen wir auf einen Bergbach, den einige von uns zur erfrischenden Abkühlung nutzen. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Lindauer Hütte. Angetrieben durch die wohl positive Motivation legen Inge und Hans-Werner einen ganz schönen Zahn zu. Das können Harald und ich natürlich nicht auf uns sitzen lassen, und so liefern wir uns auf dem letzten Teilstück durch den Wald einen kleinen Wettlauf bis hin zur Hütte.

An der Hütte angekommen entpuppt sich diese als Alpenhotel, komfortabel und sehr einladend um doch mal wieder die Dusche zu inspizieren.

Frisch und gestärkt gibt es am Abend eine kleine Führung durch einen eigens von der Sektion angelegten Botanischen Garten. Wir treffen hier auf einen sehr engagierten Bergsteiger und Botaniker der die Führung leitet. Die Führung startet mit einem kleinen Ehrenbekenntnis in Richtung Pfälzer Kletterer und kleinen wohl gemeinten Seitenhieben auf unsere Pfälzer Weinkultur, wo man laut Aussagen unseres Führers, den Wein wohl aus Blumenvasen trinken würde, was er so noch nirgends gesehen hätte. Wir erfahren vieles über die hiesigen Pflanzen im Alpenraum, und werden wohl in Zukunft noch bedachter mit unserer Natur umgehen. Dort in diesem Tal wo sich zwei tektonische Platten vor 25 Millionen Jahren trafen, schaut man südlich auf schroffe afrikanische Kalksteinmassive und nördlich auf die 2 Millionen Jahre älteren, grün bewachsenen europäischen Granithänge.

Tag 5:
Heute wollen wir zu den 3 Türmen, die auf 2830 m liegen. Da Gewitter angesagt sind, starten wir recht früh. 1085 hm liegen vor uns. Der Weg dorthin verläuft bis zu einem Geröllfeld auf einem schönen Bergweg. Aber von nun an wird die Wegfindung zum Gipfel etwas schwierig, da die Wegmarkierung schon ziemlich verblasst ist. Harald führt uns souverän durchs Geröll. Die Regenschauer kündigen sich viel früher an, als vorhergesagt. Das bringt unsere Truppe aber nicht weiter aus der Fassung. Munter steigen wir weiter Richtung Gipfel. Wir stehen jetzt ca. 100 m unterhalb eines Schneefeldes, mit abnehmender Sicht, Wind, starkem Regen wird es ziemlich ungemütlich. Oberhalb sehen wir 3 Bergwanderer die den Einstieg zum Gipfel suchen. Wir hören die aufkommenden Gewitter und entschließen uns nach kurzer Beratung die Tour aus Sicherheitsgründen abzubrechen und zurück zur Lindauer Hütte abzusteigen. Schade.

Es war die richtige Entscheidung umzukehren, denn der Tag bringt ständige Schauer.

Nach einer warmen Dusche, wärmen wir uns mit regionalen Köstlichkeiten auf und nutzen den Tag zum Relaxen.

Heute ist der letzte gemeinsame Abend, den wollen wir gebührend feiern, was uns auch super gelingt, sehr zum Verdruss unserer gleichgesinnten Mitbewohner, haben wir doch im Laufe des Abends die Hütte (Hotel) so gut wie leer gesungen. Unsere holländischen Tischnachbarn versuchen uns zwar noch zu überstimmen, aber als Emil, die berühmte Pfälzer Nationalhymne, „Do werd die Wutz geschlacht“ (die Sau) anstimmt und aus allen Pfälzer Kehlen der Refrain voller Elan geschmettert wird, merken selbst unsere Freunde aus dem westlichen Nachbarland,  dass sie den Sangesstreit verloren haben. (Holland in Not). Harald schaut dabei auch ganz verdutzt, denn er kannte unverständlicherweise den Text unserer Nationalhymne nicht. (komisch)

Tag 6:
Der Abstieg zurück zur Golmer Bahn, die wir zur Abfahrt nutzen, findet ohne die geplante Besteigung der grünen Geißspitz statt, da wieder mal Schauer und schlechtes Wetter angekündigt sind und sich die Überquerung wohl als Rutschpartie entwickeln würde. Gegen 10.00 Uhr kommen wir alle wohlbehalten zu unserem Ausgangspunkt zurück.

 

Jetzt heißt es Abschied nehmen, ihr wart eine tolle Truppe, danke für 6 schöne und erlebnisreiche Tage durchs schöne Rätikon.

Und ein ganz besonderer Dank geht in Richtung Harald, danke dass du mir auf meiner ersten Tour als Co. viele Dinge erklärt und gewährt hast, und ich diese Tour mitgestalten durfte.

Text: Judith Glaser
Bilder: Barbara Merdian, Judith Glaser, Harald Winter