Traumtouren in der Schweiz, 18.08. – 25.08.2019

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Leitung: Joachim Schneider; Teilnehmer: Volker Rupertus

Um der vorhergesagten Schlechtwetterfront ein Schnippchen zu schlagen, trafen wir uns schon einen Tag früher am Abend des 17.8. 2019 in der Nähe des Hotels Steingletscher an der Sustenpass-Strasse in den Urner Alpen. Für Sonntag war bestes Wetter vorhergesagt und dies wollten wir ausnutzen. Hochmotiviert fuhren wir dann auch am nächsten Morgen bei wolkenlosem Himmel zu den Steingletscher Platten. Nach kurzem Zustieg starteten wir zum Eingewöhnen mit einer 7 Seillängentour (SL) „Jugendweg“ im 4er Gelände. Das Abseilen über die Route zurück an den Einstieg eröffnete uns die Möglichkeit eine zweite Tour in Angriff zu nehmen. Mit dem „Plattenweg“ legten wir noch eine Schippe in punkto Schwierigkeit drauf und spulten auch noch die 8 SL dieser Tour routiniert ab. Auch hier wurde wieder per Abseilen „abgestiegen“. Am späten Nachmittag kamen wir zum Auto zurück mit 15 Seillängen Kletterei in der Tasche. Dies war ein perfekter Start in die Tourenwoche. Der Himmel zeigte jedoch schon an, dass es nicht so weitergehen würde. In der Nacht und am nächsten Morgen regnete es und stoppte unseren Tatendrang merklich. Gegen Mittag hörte die Beregnung auf und wir wollten die Zeit bis zum nächsten Schauer nutzen. Wir gingen daher zum Pfriendler, einem Felsmassiv etwas höher am Sustenpass gelegen und mit einer Stunde Zustieg. Es blieb trocken und wir beeilten uns, die gewählte Tour „Via Fritz“ mit 8 SL abzuspulen. Der Einstieg in die 5er Tour forderte schon etwas und nach der 4. SL setzte die Beregnung erneut ein, so dass wir etwas begossen mit dem Abseilen begannen. Nachdem alles durchfeuchtet war und wir das Kletterzeug wieder im Rucksack verstaut hatten, hörte der Regen auf und bescherte uns zumindest einen trockenen Abstieg. Am Dienstag regnete es nur einmal! Aufgrund der Wassermassen war an „Outdoor“-Aktivitäten nicht im Entferntesten zu denken. Wir nutzen den Tag zum Relaxen und gingen in die Sauna. Das Wetter gab alles, um die Wolken zu melken, so dass am Mittwoch vormittags der letzte Tropfen fiel (die Wettervorhersage ist mittlerweile schon recht präzise und verschonte uns vor Fehlentscheidungen). Also war Packen angesagt! Am Nachmittag stiegen wir zur Salbithütte vom Göschneralptal auf, da der Donnerstag stabil zu werden versprach. Die knapp 1000 hm waren in 2 ¼ Std. erledigt und wir kamen rechtzeitig zum Abendessen an. Unter der Woche war die Hütte noch nicht überbelegt, so dass wir auch noch 2 Lager bekamen. Der nächste Morgen versprach Wetterstabilität, so dass wir unser Hauptziel, den Südgrat am Salbitschijen angehen konnten. Start um 7 Uhr, 2 Std. Zustieg und dann ca. 7 Std. Kletterei mit 22 SL bis zur Gipfelnadel, so der Plan. Gegen 9 Uhr seilten wir uns an und starteten zum 1. Etappenziel „Salbitzahn“, den wir nach 5 SL erreichten. 25 m Abseilen brachten uns zum Beginn des nächsten Abschnitts, den Grat hoch auf den „Plattenturm“. Die Kletterei auf eisenfestem Urner Granit an festen Schuppen war durchwegs ausgesetzt und kontinuierlich im oberen 4. und unteren 5. Schwierigkeitsgrat. Das Steigen erzeugte beste Laune, das Wetter auch und relativ bald kamen wir zur Schlüsselstelle. Dort mühte sich ein junges Pärchen ab, so dass wir eine halbe Stunde Zwangspause einlegen durften. Nachdem die holde Maid das ganze Eisenzeug Ihres Vorsteigers wieder abgebaut hatte, stieg Joachim souverän die Schlüsselstelle durch und schloss zu der vorsteigenden Seilschaft auf. Diese übte sich in Entfesselungskünsten auf beengtem Raum um den angerichteten Seilsalat irgendwie zu entflechten. Wir nutzen die Gelegenheit zum Überholen und waren bald danach auf dem Plattenturmgipfel. Schnell abgeseilt und weiter zum „Zwillingsturm“ mit 3 ausgesetzten Seillängen entlang einer scharfen Kante. Von dort ging es wiederum 50 Meter in die Tiefe zum letzten Abschnitt des Aufstieges, der entlang eines ca. 150 m hohen Risses elegant den Gipfelbereich adressierte. Oben angekommen, legten wir das Sicherungsmaterial und die Rucksäcke ab und starteten zur letzten Seillänge auf die imposante Gipfelnadel, die wie ein Schwert in den Himmel ragt und ca. 100cm x 50 cm Gipfelfläche bietet. Dort kann bequem eine Person stehen, aber auch nicht mehr! Also seilten wir wieder ab und machten das erste Mal an diesem Tag eine richtige Pause. Jetzt galt es nur noch auf dem Normalweg ab zu klettern und 900 Höhenmeter zur Hütte ohne größere Blessuren zu überstehen. Gegen 19 Uhr kamen wir wieder zurück zur Hütte. Es war eine grandiose Tour, mit tollem Wetter, wenig Betrieb und einem Jubiläum: Für Joachim war es die 1500ste Alpenklettertour, die neben der beachtlichen Zahl auch erlebnistechnisch ein perfektes Erinnerungsschmuckstück sein wird. Die Sonne lud am nächsten Morgen zu einer Tour ein, so dass wir uns nochmals in Richtung Salbitschijen zum „parallelen Ostgrat“ aufmachten, den wir mit Genuß absolvierten. Gegen 13 Uhr kamen wir wieder zurück zur Hütte. Nach einer Rast mit Umpacken der Rucksäcke wollten auch noch die letzten 900 hm bis zum Parkplatz im Tal vernichtet werden. Unten angekommen erfrischten wir uns am Bach und saßen gemütlich beim Essen, bis der nächste Schauer uns in unsere fahrbaren Schlafgemächer trieb.

Der Samstag morgen zeigte sich wiederum sonnig und sah uns erneut zum Sustenpass fahren, um den Rest des Pfriendlers zu erledigen. Beim Zustieg zeigten sich jedoch bei mir deutliche Spuren der vorhergehenden Touren, so dass wir es bei der Wanderung beließen und den Tag als Ausklang einer tollen Tourenwoche bei bester Rundumsicht genossen. Am späten Nachmittag trennten sich auf der Sustenpasshöhe unsere Wege. Joachim übernachtete dort , während ich noch direkt nach Hause fuhr, da ich am Folgetag schon wieder umpacken durfte für das nächste Abenteuer, das tags darauf startete: beruflich für 6 Tage nach Indien.

Die Tourenwoche mit Joachim Schneider war wiederum ein großartiges Erlebnis mit tollen Gesprächen, anspruchsvollen Zielen und gelungenen Touren.

Bericht: Volker Rupertus