Aufbaulehrgang Alpinklettern, Gimpel Revival 2022
Altbewährtes neu erlebt
Tag 1
Die Anreise und der kurze Aufstieg erfolgten bei Sonnenschein. Die Pause auf dem Gimpelhaus war aber nur kurz. Eine vorhergesagte kurzzeitige Wetterverschlechterung am Nachmittag drängte etwas zur Eile. Wir wollten ja noch an den Fels um bereits Wissen zu den Themen Standplatzbau (auch mobil), Nachholen mit dem Tube, Knoten, etc. zu vermitteln.
Und dann kündigte sich mit Blitz und Donner und schnell herannahende Wolken ein ordentliches Gewitter an, der Moment an dem man über zutreffende Vorhersagen nicht glücklich ist. Wir packten hastig zusammen, die ersten Regentropfen fielen auf uns herab. Aber das waren nur die Vorboten. Das Gewitter kam, schnell, mit Starkregen, vermischt mit Hagel. Der nur kurze und eigentlich einfache Abstieg zum Gimpelhaus versprühte einen Hauch von Canyoning. Und als wir am Gimpelhaus ankamen waren alle nass bis auf die Haut. Der Trockenraum glich später einem tropischen Regenwald, und nicht alles war am nächsten tag auch wieder trocken.
So schnell wie das Gewitter kam, war es aber auch wieder verschwunden.
Tag 2
Die Wetteraussichten ließen eine tagesfüllende Aktivität zu. Wir wählten den Gimpel als Ziel und wollten dieses Jahr über den früher sehr beliebten Westgrat zum Gipfel steigen. Die Tour mit 7 kurzen Seillängen bietet neben schöner Kletterei auch die Möglichkeit zur mobilen Absicherung, also bestes Übungsgelände. Die wohl schönste Felskante in dieser Gegend hat zwei legendäre Schlüsselstellen. Die erste ist die „Nur Mut Johann“ (VI oder IV, A1). Extrem abgespeckt (Marmor lässt grüßen) hängt hier zur Unterstützung ein Fixseil. Zusätzlich kann man an dem gut erreichbaren Haken noch eine Trittschlinge einhängen. Weiter oben erwartet einen dann noch mit dem Schinderhannes eine Kaminverschneidung die man A0 im IV. Grad bewältigen kann. Nachdem alle oben waren, stiegen wir nach einer Pause über den Normalweg ab. Dieser ist mit seinen Stellen im II. Grad, die man abketten muss, nicht gerade ein gemütlicher Wanderweg. Aber auch die hier gemachten Erfahrungen waren wertvoll. Alle Teilnehmer konnten an diesem Tag viel Erfahrung im Vorstieg, im Standplatzbau, im Sichern von zwei Nachsteigern und Vorsteiger und im Legen von mobilen Sicherungsmitteln sammeln.
Tag 3
Auch heute bescherte uns Petrus recht gutes Wetter. Ein paar Punkte auf unserem Ausbildungsplan waren noch offen. Unter anderem stand heute das Abseilen in der Gruppe, aber auch nochmals Sichern mit mobilen Sicherungsmitteln, Standplatzbau und Bergrettung auf dem Plan. Der vom Gimpelhaus nicht allzuweit entfernte Hüttengrat und die danebenliegende Tour s’Bienchen waren mit ihren 5 bzw. 4 SL prima dafür geeignet. So teilten wir die Seilschaften auf, oben trafen wir dann wieder alle zusammen und konnten gemeinsam abseilen.
Nachdem alle unten waren übten wir nach einer Pause die oben angesprochenen Inhalte. Und dieses Mal wurden wir nicht wie am ersten Tag von einem Gewitter unterbrochen. 🙂
Tag 4
Der anhaltende Regen am frühen Morgen machte unserem Vorhaben nochmals an den Fels zu gehen einen Strich durch die Rechnung. Daher wurde es ein ausgedehntes Frühstück mit direktem Abstieg. Die freundliche Hüttenwirtin Christine bot uns an die Rucksäcke nach unten zu fahren und bedankte sich bei unserer netten Gruppe noch mit einer kleinen Runde höherprozentigem. Da wir nicht unhöflich sein wollten, gestaltete sich der Abstieg dann auch sehr leichtfüßig.
Fazit
Zweimal das gleiche Tourenziel bedeutet nicht automatisch sich wiederholende Erlebnisse. Auch ein Gewitter kann die gute Laune nicht verderben. Vielen Dank an eine motivierte Gruppe und an Werner für eine tolle Partnerschaft. Es waren wieder vier schöne und erlebnisreiche Tage.
Bericht: Harald Winter